«Wenn ich nochmals die Wahl hätte, würde ich wieder den Beruf des Lebensmitteltechnologen lernen.»

Simon Koch, Vorstandsmitglied AG LMT

Auch in der aktuellen Ausgabe stellen wir den Vorstand der AG LMT vor. Vorstandsmitglied Simon Koch ist Leiter Fabrikation Snacks und Berufsbildner bei der Zweifel Pomy-Chips AG. Mit Herzblut engagiert er sich in der Ausbildung der Lebensmitteltechnologen:innen EFZ (LMT) und Lebensmittelpraktiker:innen EBA (LMP). Als Schwerpunktleiter vertritt Simon die Betriebe im Schwerpunkt Trockenwaren. Er koordiniert die üKs, amtet als Prüfungsexperte und ist Mitglied der Projektgruppe Foodtura25, die an der Revision der beiden Grundbildungen arbeitet.

Im Interview erzählt Simon, wieso er wieder den Beruf als Lebensmitteltechnologe wählen würde.

Simon, wie viele Lernende Lebensmitteltechnologe:in EFZ (LMT) und Lebensmittelpraktiker:in EBA (LMP) werden zurzeit im Schwerpunkt Trockenwaren ausgebildet?

In den 18 Betrieben unseres Schwerpunkts werden aktuell 37 LMT und 5 LMP ausgebildet. Auf der Karte ist gut zu erkennen, wo die Betriebe in der Deutsch- und Westschweiz liegen. Im Tessin gibt es aktuell keinen Ausbildungsbetrieb.

Welches sind deine Aufgaben in der AG LMT?

Als Mitglied des Vorstandes geht es mir darum, die AG LMT voranzubringen. Sie soll ihre Aufgabe, namentlich das Schaffen der bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Ausbildung unserer Fachkräfte, tatkräftig ausführen können.

Als Schwerpunktleiter vertrete ich die Interessen der 18 Betriebe und stelle sicher, dass alle rechtzeitig zu den relevanten Informationen kommen. Ich hole auch Informationen ein und verschaffe mir gerne ein Bild über die Befindlichkeit der Mitglieder. Zudem stehe ich den Ausbildungsbetrieben bei Fragen im Bereich Berufsbildung zu Verfügung.

Da mir die Grundbildung der LMT und LMP besonders am Herzen liegt, arbeite ich auch aktiv im Projekt Foodtura25 mit. Bis 2025 werden beide Grundbildungen totalrevidiert, um die Berufe an den aktuellen und den künftigen Anforderungen auszurichten.

Last but not least organisiere ich die üK-Kurse für unseren Schwerpunkt. Auch wenn ich diese nicht selbst durchführe, lasse ich es mir nicht nehmen, an einzelnen Tagen anwesend zu sein. So stelle ich den Austausch zu den Lernenden, den Kursleitenden und auch den Durchführungsorten sicher.

Woher kommt deine Motivation, in der AG LMT mitzuwirken?

An meiner Lehrabschlussprüfung als Getränketechnologe – so hiess das damals noch – waren meine Prüfungsexperten pensionierte Herren. Ich dachte für mich, es kann doch nicht sein, dass sich keine jüngeren Prüfungsexperten:innen finden. Also entschloss ich mich schon in jungen Jahren, in der Ausbildung tätig zu werden. Ich hatte das Glück, dass mich Remo Saladin und mein damaliger Arbeitgeber förderten und ich rasch den nötigen Fachkurs absolvieren konnte, um als Prüfungsexperte einzusteigen.

Hinzu kommt, dass mich der Beruf Lebensmitteltechnologe:in auch nach bald 30 Jahren noch fasziniert. Ich finde, der Beruf ist abwechslungsreich, spannend und man ist damit für die Zukunft gut aufgestellt. Als Jugendlicher habe ich mir viele Berufe angeschaut. Keiner hat mich so fasziniert wie jener des Lebensmitteltechnologen. Wenn ich nochmals die Wahl hätte, würde ich wieder diesen Beruf lernen.

Wie ist der Schwerpunkt organisiert?

Der Schwerpunkt Trockenwaren ist sehr breit aufgestellt. Hier findet sich alles. Angefangen bei der Herstellung von Rohstoffen, die andere Betriebe weiterverarbeiten, hin zu unzähligen Endprodukten wie Pasta, Kaffee, Müesli, Gewürze, Saucen und sogar Arzneimitteln. Es ist vieles dabei und es gibt kaum zwei Betriebe, die dasselbe herstellen. Ich finde es immer wahnsinnig spannend, wenn ich Gelegenheit habe, einen Betrieb zu besichtigen, weil ich dadurch Einsicht in die unterschiedlichsten Bereiche bekomme.

In unseren Reihen finden sich 27 Prüfungsexperten:innen, die an den Qualifikationsverfahren mitwirken. Gerade weil in unserem Schwerpunkt so viele verschiedene Technologien angewandt werden, ist es wertvoll, auf so viele Prüfungsexperten:innen zurückgreifen zu können.

Gibt es ein besonderes Erlebnis mit einer Lernenden oder einem Lernenden, das du mit uns teilen möchtest?

Als ich vor 16 Jahren bei der der Zweifel Pomy-Chips AG angefangen habe, bestand meine Aufgabe unter anderem darin, die Ausbildung von Lebensmitteltechnologen:innen EFZ und Lebensmittelpraktiker:innen EBA überhaupt aufzubauen. Es gab einen Lernenden im 1. Lehrjahr aber weder Strukturen noch Ausbildungspläne.

Zu den ersten Lernenden, die bei Zweifel ausgebildet wurden, gehörten dann zwei langjährige Abteilungsleiter, die mit ihren fast 40 Jahren älter als ich waren. Zudem kannten sie die Anlagen, die sie seit Jahren bedienten, viel besser als ich. Ich habe dann bei den beiden die IPA, also die praktische Arbeit ihres Qualifikationsverfahrens, beurteilt. Das war schon ein denkwürdiges Erlebnis. Brauche ich zu erwähnen, dass beide Lernenden bestanden haben?

Welche Frage möchtest du gerne mal gestellt bekommen und wie lautet die Antwort dazu?

Puh, da gibt es mehr als eine Frage. Es sind vor allem jene Fragen, die uns als Vorstand beschäftigen, wie zum Beispiel

  • Was kann die AG LMT gegen den Fachkräftemangel unternehmen?
  • Was animiert Betriebe, mehr Lehrstellen zu schaffen?
  • Wie schaffen wir es, die Berufe LMT und LMP bekannter und attraktiver zu machen?

Die pfannenfertigen Antworten auf diese Fragen habe ich leider nicht. Allerdings denke ich, es ist wichtig, dass wir als Vorbild vorangehen und in die Jugendlichen investieren. Dabei ist es wichtig, dass die Leute auf den Führungsetagen erkennen, dass es mit dem Entscheid, Lernende auszubilden, nicht getan ist. Den verantwortlichen Personen, allen voran den Praxisbildner:innen, muss auch die nötige Zeit zu Verfügung stehen, die jungen Leute auszubilden. Dies ist heute nicht immer der Fall.

Ich bin davon überzeugt, dass die Ausbildung von Fachkräften in der Lebensmittelindustrie von enormer Bedeutung ist. Die Bevölkerung wächst stetig und eins kann ich mit Sicherheit sagen: Gegessen und getrunken wird immer.

 

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